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UNSHARE(1) Dienstprogramme für Benutzer UNSHARE(1)

unshare - Programme ausführen, wobei einige Namensräume von dem Elternprozess getrennt sind

ÜBERSICHT

unshare [Optionen] [Programm [Argumente]]

Trennt die angegebenen Namensräume von dem Elternprozess und führt dann das angegebene Programm aus. Falls Programm nicht angegeben ist, dann wird »${SHELL}« ausgeführt (Vorgabe: /bin/sh).

Die Namensräume können wahlweise beständig gemacht werden, indem /proc/PID/ns/Typ-Dateien mit »bind« in einen Dateisystempfad eingebunden und mit nsenter(1) betreten werden, sogar, wenn das Programm beendet wird (außer PID-Namensräume, bei denen ein dauerhaft laufender Init-Prozess benötigt wird). Sobald ein beständiger Namensraum nicht länger benötigt wird, kann die Beständigkeit mit umount(8) aufgehoben werden. Weitere Einzelheiten finden Sie im Abschnitt BEISPIELE.

Die Namensräume, die getrennt werden sollen, werden über Optionen angegeben. Trennbare Namensräume sind:

Ein- und Aushängen von Dateisystemen betrifft den Rest des Systems nicht, außer für Dateisysteme, die explizit als gemeinsam benutzt (»shared«) markiert sind (mit mount --make-shared; siehe /proc/self/mountinfo oder findmnt -o+PROPAGATION für die shared-Schalter). Für weitere Details siehe mount_namespaces(7) und die Diskussion des Schalters CLONE_NEWNS in clone(2).

Seit Util-Linux Version 2.27 setzt unshare die Ausbreitung in einem neuen Einhängenamensraum auf private, um sicherzustellen, dass der neue Namensraum wirklich getrennt ist. Diese Funktionalität kann mit der Option --propagation unchanged deaktiviert werden. Beachten Sie, dass private die Vorgabe des Kernels ist.

Setzen des Rechner- oder Domain-Namens wird den Rest des Systems nicht betreffen. Für weitere Details siehe namespaces(7) und die Diskussion des Schalters CLONE_NEWUTS in clone(2).
Der Prozess wird einen unabhängigen Namensraum für POSIX-Nachrichtenwarteschlangen sowie System-V-Nachrichtenwarteschlangen, Semaphore-Gruppen und gemeinsame Speichersegmente haben. Für weitere Details siehe namespaces(7) und die Diskussion des Schalters CLONE_NEWIPC in clone(2).
Der Prozess wird über unabhängige IPv4- und IPv6-Stapel, IP-Routing-Tabellen, Firewall-Regeln, die Verzeichnisbäume /proc/net und /sys/class/net usw. verfügen. Für weitere Details siehe namespaces(7) und die Diskussion des Schalters CLONE_NEWNET in clone(2).
Kindprozesse werden eine eigene Gruppe von Abbildungen der PIDs zu Prozessen haben. Für weitere Details siehe pid_namespaces(7) und die Diskussion des Schalters CLONE_NEWPID in clone(2).
Der Prozess wird über einen virtualisierten Blick auf /proc/self/cgroup verfügen und neue Cgroup-Einhängungen werden ihre Wurzel in der Wurzel der Cgroup-Namensraum-Wurzel haben. Für weitere Details siehe cgroup_namespaces(7) und die Diskussion des Schalters CLONE_NEWCGROUP in clone(2).
Der Prozess wird über eine eindeutige Gruppe an UIDs, GIDS und Capabilities verfügen. Für weitere Details siehe user_namespaces(7) und die Diskussion des Schalters CLONE_NEWUSER in clone(2).

Trennen des IPC-Namensraums. Falls Datei angegeben ist, wird ein beständiger Namensraum mit einer »bind«-Einhängung erstellt.
Hebt die Freigabe des eingehängten Namensraums auf. Falls Datei angegeben ist, wird ein beständiger Namensraum durch ein Einhängen mit »bind« erstellt. Beachten Sie, dass Datei auf einem Dateisystem liegen muss, bei dem der Ausbreitungsschalter auf private gesetzt ist. Verwenden Sie den Befehl findmnt -o+PROPAGATION, wenn Sie sich bezüglich der derzeitigen Einstellung nicht sicher sind. Lesen Sie auch die nachfolgenden Beispiele.
Trennen des Netz-Namensraums. Falls Datei angegeben ist, wird ein beständiger Namensraum mit einer »bind«-Einhängung erstellt.
Trennen des PID-Namensraums. Falls Datei angegeben ist, wird ein beständiger Namensraum mit einer »bind«-Einhängung erstellt. Siehe auch die Optionen --fork und --mount-proc.
Trennen des UTS-Namensraums. Falls Datei angegeben ist, wird ein beständiger Namensraum mit einer »bind«-Einhängung erstellt.
Trennen des Benutzer-Namensraums. Falls Datei angegeben ist, wird ein beständiger Namensraum mit einer »bind«-Einhängung erstellt.
Trennen des Cgroup-Namensraums. Falls Datei angegeben ist, wird ein beständiger Namensraum mit einer »bind«-Einhängung erstellt.
Verzweigt das angegebene Programm als Kindprozess von unshare, anstatt es direkt auszuführen. Dies ist nützlich, wenn eine neuer PID-Namensraum erstellt wird.
Wenn sich unshare beendet, soll Signame an den mit Fork erstellten Kindprozess gesandt werden. Kombiniert mit --pid erlaubt dies ein leichtes und zuverlässiges Töten eines gesamten Prozessbaums unterhalb von unshare. Falls nicht angegeben, ist Signame standardmäßig SIGKILL. Diese Option impliziert --fork.
Direkt vor Ausführung des Programms wird das proc-Dateisystem unter Einhängepunkt (Vorgabe ist /proc) eingehängt. Das ist bei der Erstellung eines neuen PID-Namensraums nützlich. Dies impliziert auch die Erstellung eines neuen Einhängenamensraums, da die /proc-Einhängung ansonsten bestehende Programme auf dem System durcheinanderbringen würde. Das neue proc-Dateisystem wird explizit als privat eingehängt (mit MS_PRIVATE|MS_REC).
Führt das Programm erst aus, wenn die effektive Benutzer- und Gruppenkennungen auf die UID und GID des Systemverwalters in dem neu erstellten Namensraum abgebildet wurde. Dies ermöglicht es, bequem die benötigten Capabilities zu erlangen, um verschiedene Aspekte in dem neu erstellten Namensraum zu verwalten (wie die Konfiguration von Schnittstellen im Netz-Namensraum oder das Einhängen von Dateisystemen in dem Einhängenamensraum), selbst bei unprivilegierter Ausführung. Als reine Bequemlichkeitsfunktionalität unterstützt es keine fortgeschritteneren Anwendungsfälle, wie das Abbilden von mehreren Bereichen von UIDs und GIDs. Diese Option impliziert --setgroups=deny.
Setzt den Einhängeausbreitungsschalter in dem neuen Einhängenamensraum rekursiv. Die Vorgabe ist, die Ausbreitung auf private zu setzen. Es ist möglich, diese Funktionalität mit dem Argument unchanged zu deaktivieren. Diese Option wird ohne Rückmeldung ignoriert, wenn der Einhängenamensraum (--mount) nicht angefordert wird.
Erlaubt oder verweigert den Systemaufruf setgroups(2) in Benutzer-Namensräumen.

Um setgroups(2) aufrufen zu können, muss der aufrufende Prozess mindestens über CAP_SETGID verfügen. Seit Linux 3.19 gilt eine weitere Einschränkung: Der Kernel erteilt die Berechtigung, setgroups(2) aufzurufen, nur nachdem die GID-Abbildung (/proc/pid/gid_map) eingerichtet wurde. Die GID-Abbildung ist durch Root beschreibbar, wenn setgroups(2) aktiviert ist (d.h. allow, die Vorgabe) und die GID-Abbildung wird durch unprivilegierte Prozesse beschreibbar, wenn setgroups(2) permanent deaktiviert ist (mit deny).

zeigt Versionsinformationen an und beendet das Programm.
zeigt diese Hilfe an und beendet das Programm.

Die proc- und sysfs-Dateisystemeinhängungen als Root in einem Benutzernamensraum müssen eingeschränkt werden, so dass ein weniger privilegierter Benutzer nicht mehr Zugriffe auf sensitive Dateien haben kann, als ein höher privilegierter Benutzer unverfügbar gemacht hat. Kurz gesagt, die Regeln für proc und sysfs ist so ähnlich zu einer Bind-Einhängung wie möglich.

# unshare --fork --pid --mount-proc readlink /proc/self
1

Etabliert einen PID-Namensraum und stellt sicher, dass er PID 1 gegen eine darin frisch eingehängte Procfs-Instanz ist.
$ unshare --map-root-user --user sh -c whoami

Etabliert einen user-Namensraum als unprivilegierten Benutzer mit einem Benutzer »root« darin.
# touch /root/uts-ns
# unshare --uts=/root/uts-ns Rechnername FOO
# nsenter --uts=/root/uts-ns Rechnername
# umount /root/uts-ns

Etabliert einen dauerhaften UTS-Namensraum und verändert den Rechnernamen. Der Namensraum wird mit nsenter betreten. Der Namensraum wird durch Aushängen der »bind«-Referenz zerstört.
# mount --bind /root/namespaces /root/namespaces
# mount --make-private /root/namespaces
# touch /root/namespaces/mnt
# unshare --mount=/root/namespaces/mnt

Etabliert einen dauerhaften Einhängenamensraum, der von der »bind«-Einhängung /root/namespaces/mnt angegeben wird. Dieses Beispiel zeigt eine portierbare Lösung, weil es sicherstellt, dass die »bind«-Einhängung auf einem gemeinsam nutzbaren Dateisystem erstellt wird.
# unshare -pf --kill-child -- bash -c (sleep 999 &) && sleep 1000 &
# pid=$!
# kill $pid

Zuverlässiges Töten von Unterprozessen des Programms. Wenn unshare getötet wird, wird auch alles unterhalb davon getötet. Ohne dies wären die Kindprozesse von Programm verwaist und bekämen PID 1 als neuen Elternprozess.

clone(2), unshare(2), namespaces(7), mount(8)

Mikhail Gusarov
Karel Zak

Der Befehl unshare ist Teil des Pakets util-linux und kann von https://www.kernel.org/pub/linux/utils/util-linux/ heruntergeladen werden.

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Chris Leick <c.leick@vollbio.de>, Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

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Februar 2016 util-linux