mpstat - auf Prozessoren bezogene Statistiken erstellen.
ÜBERSICHT
mpstat [ -A ] [ --dec={ 0 | 1 | 2 } ] [ -n ] [ -u ] [ -T ] [ -V
] [ -I { Schlüsselwort [, …] | ALL } ] [ -N
{ Knotenliste | ALL } ] [ -o JSON ] [ -P {
CPU_Liste | ALL } ] [ Intervall [ Anzahl
] ]
Der Befehl mpstat schreibt die Aktivitäten
für jeden verfügbaren Prozessor in die Standardausgabe, wobei
der Prozessor 0 der erste ist. Außerdem wird der globale
Aktivitätsdurchschnitt aller Prozessoren berichtet. Der Befehl
mpstat kann auf sowohl SMP- als auch UP-Maschinen verwendet werden,
wobei im letzteren Fall nur der globale Aktivitätsdurchschnitt
ausgegeben wird. Falls keine Aktivität ausgewählt ist, dann
ist der Bericht der CPU-Nutzung der standardmäßige
Bericht.
Der Parameter Intervall gibt die Zeit in Sekunden zwischen
den einzelnen Berichten an. Ein Wert von 0 (oder kein Parameter) zeigt an,
dass die Prozessorenstatistiken für die Zeit seit dem Systemstart
berichtet werden sollen. Jeder der darauf folgenden Berichte enthält
Statistiken, die in der Zeit seit dem vorhergehenden Bericht gesammelt
wurden. Falls der Parameter Anzahl angegeben und nicht auf Null
gesetzt ist, bestimmt dessen Wert die Anzahl der Berichte, die im Abstand
von Intervall (in Sekunden) erfolgen. Falls der Parameter
Intervall ohne den Parameter Anzahl angegeben ist, erzeugt der
Befehl mpstat die Berichte fortlaufend.
- -A
- Diese Option ist gleichbedeutend mit der Angabe -n -u -I ALL. Sie
impliziert auch die Angabe -N ALL -P ALL, außer diese
Optionen werden in der Befehlszeile explizit gesetzt.
- --dec={ 0 | 1 | 2
}
- gibt die Anzahl der zu verwendenden Dezimalstellen an (0 bis 2,
Standardwert ist 2).
- -I {
Schlüsselwort[, …] | ALL }
- Berichtet Interrupt-Statistiken. Mögliche
Schlüsselwörter sind CPU, SCPU und
SUM.
Mit dem Schlüsselwort
CPU wird die Anzahl
einzelner pro Sekunde von der CPU oder den CPUs empfangener Interrupts
angezeigt. Die Interrupts sind in der Datei
/proc/interrupts
aufgelistet.
Mit dem Schlüsselwort SCPU wird die Anzahl einzelner
pro Sekunde von der CPU oder den CPUs empfangener Software-Interrupts
angezeigt. Diese Option funktioniert nur mit Kerneln der Version 2.6.31 oder
neuer. Die Software-Interrupts sind in der Datei /proc/softirqs
aufgelistet.
Mit dem Schlüsselwort SUM zeigt der Befehl
mpstat die Gesamtzahl der Interrupts pro Prozessor an. Die folgenden
Wert werden angezeigt:
- CPU
- bezeichnet die Prozessornummer. Das Schlüsselwort all gibt
an, dass Statistiken als Durchschnitt aller Prozessoren berechnet werden
sollen.
- intr/s
- zeigt die Gesamtzahl der pro Sekunde von der CPU oder den CPUs empfangenen
Interrupts an.
- Das Schlüsselwort ALL ist gleichbedeutend mit der Angabe
aller oben aufgeführten Schlüsselwörter. Daher werden
alle Interrupt-Statistiken angezeigt.
- -N { Knotenliste |
ALL }
- bezeichnet die NUMA-Knoten, für die Statistiken erstellt werden
sollen. Die Knotenliste ist eine Liste mit durch Kommata getrennten
Werten oder Wertebereichen (zum Beispiel 0,2,4-7,12-). Beachten
Sie, dass der Knoten all der globale Durchschnitt aller Knoten ist.
Das Schlüsselwort ALL gibt an, dass Statistiken für
alle Knoten erstellt werden sollen.
- -n
- berichtet zusammengefasste CPU-Statistiken, die auf der Platzierung der
NUMA-Knoten basieren. Die folgenden Werte werden angezeigt:
- NODE
- Logische NUMA-Knotennummer. Das Schlüsselwort all gibt an,
dass die Statistiken als Durchschnitt aller Knoten errechnet werden.
- Alle anderen Felder sind die gleichen, die mit der Option -u
angezeigt werden (siehe unten).
- -o JSON
- zeigt die Statistiken im JSON-Format (Javascript Object Notation) an. Die
Reihenfolge der JSON-Felder ist nicht definiert, und neue Felder
könnten in der Zukunft hinzugefügt werden.
- -P { CPU_Liste |
ALL }
- bezeichnet die Prozessoren, für die Statistiken erstellt werden
sollen. Die CPU_Liste ist eine Liste mit durch Kommata getrennten
Werten oder Wertebereichen (zum Beispiel 0,2,4-7,12-). Beachten
Sie, dass der Prozessor 0 der erste Prozessor ist und der Prozessor
all der globale Durchschnitt aller Prozessoren ist. Das
Schlüsselwort ALL gibt an, dass Statistiken für alle
Prozessoren erstellt werden sollen. Offline-Prozessoren werden nicht
angezeigt.
- -T
- zeigt die topologischen Elemente im CPU-Bericht an (siehe die Option
-u unten). Die folgenden Elemente werden angezeigt:
- CORE
- Logische Kernnummer.
- SOCK
- Logische Socket-Nummer.
- NODE
- Logische NUMA-Knotennummer.
- -u
- berichtet die CPU-Nutzung. Die folgenden Werte werden angezeigt:
- CPU
- bezeichnet die Prozessornummer. Das Schlüsselwort all gibt
an, dass Statistiken als Durchschnitt aller Prozessoren berechnet werden
sollen.
- %usr
- zeigt den Prozentsatz der CPU-Nutzung während der Ausführung
auf Benutzerebene (bzw. Anwendungsebene) an.
- %nice
- zeigt den Prozentsatz der CPU-Nutzung während der Ausführung
auf Benutzerebene mit Nice-Priorität an.
- %sys
- zeigt den Prozentsatz der CPU-Nutzung während der Ausführung
auf Systemebene (Kernel) an. Beachten Sie, dass dies nicht die Zeit
berücksichtigt, die zum Bedienen von Hardware- und
Software-Interrupts aufgewendet wurde.
- %iowait
- zeigt den Prozentsatz der Zeit an, die die CPU oder die CPUs
während einer ausstehenden Platten-E/A-Anfrage im Leerlauf
waren.
- %irq
- zeigt den Prozentsatz der Zeit, die von der CPU oder den CPUs zum Bedienen
von Hardware-Interrupts aufgewendet wurde.
- %soft
- zeigt den Prozentsatz der Zeit, die von der CPU oder den CPUs zum Bedienen
von Software-Interrupts aufgewendet wurde.
- %steal
- zeigt den Prozentsatz der in ungewolltem Wartezustand verbrachten Zeit,
die von der virtuellen CPU oder den virtuellen CPUs aufgewendet wurde,
während der Hypervisor einen anderen virtuellen Prozessor bedient
hat.
- %guest
- zeigt den Prozentsatz der Zeit, die von der CPU oder den CPUs zum
Ausführen eines virtuellen Prozessors aufgewendet wurde.
- %gnice
- zeigt den Prozentsatz der Zeit, die von der CPU oder den CPUs zum
Ausführen eines »niced« Gastsystems aufgewendet
wurde.
- %idle
- zeigt den Prozentsatz der Zeit an, die die CPU oder die CPUs ohne eine
ausstehende Platten-E/A-Anfrage im Leerlauf waren.
- -V
- gibt die Versionsnummer aus und beendet das Programm.
Der Befehl mpstat berücksichtigt die folgenden
Umgebungsvariablen:
- S_COLORS
- Standardmäßig werden die Statistiken im Terminal in Farbe
dargestellt. Verwenden Sie diese Variable, um die Einstellungen zu
ändern. Mögliche Werte für diese Variable sind
never, always oder auto (Letzteres ist die
Standardeinstellung).
Beachten Sie, dass die Farbe (egal ob rot, gelb oder irgendeine andere
Farbe), die zum Anzeigen eines Wertes verwendet wird, nicht allein durch
die Färbung eine Bedeutung für die Ausgabe hat. Sie zeigt
lediglich verschiedene Wertebereiche an.
- S_COLORS_SGR
- Diese Variable gibt die Farben und andere Attribute an, die zur Anzeige
der Statistiken im Terminal verwendet werden. Deren Wert ist eine durch
Doppelpunkte getrennte Liste der Fähigkeiten,
standardmäßig H=31;1:I=32;22:M=35;1:N=34;1:Z=34;22.
Folgende Fähigkeiten werden unterstützt:
- H=
- SGR-Teilzeichenkette (Select Graphic Rendition) für Prozentwerte
größer oder gleich 75%.
- I=
- SGR-Teilzeichenkette für die CPU-Nummer.
- M=
- SGR-Teilzeichenkette für Prozentwerte im Bereich von 50% bis
75%.
- N=
- SGR-Teilzeichenkette für von Null verschiedene statistische
Werte.
- Z=
- SGR-Teilzeichenkette für Null-Werte.
- S_TIME_FORMAT
- Falls diese Variable existiert und deren Wert auf ISO gesetzt ist,
dann wird die aktuelle Locale bei der Ausgabe des Datums in der
Berichtsüberschrift ignoriert. Der Befehl mpstat wird dann
stattdessen das ISO-8601-Format (JJJJ-MM-TT) verwenden. Der angezeigte
Zeitstempel wird auch zum ISO-8601-Format kompatibel sein.
- mpstat 2 5
- zeigt fünf Berichte mit globalen Statistiken aller Prozessoren in
Zwei-Sekunden-Intervallen an.
- mpstat -P ALL 2
5
- zeigt fünf Berichte mit Statistiken aller Prozessoren in
Zwei-Sekunden-Intervallen an.
Das /proc-Dateisystem muss eingehängt sein, damit
mpstat funktioniert.
/proc enthält verschiedene Dateien mit
Systemstatistiken.
Sebastien Godard (sysstat <at> orange.fr)
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von
Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.
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