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tapestat - Statistiken zu Bandlaufwerken erstellen.
tapestat [ -k | -m ] [ -t ] [ -V ] [ -y ] [ -z ] [ --human ] [ Intervall [ Anzahl ] ]
Der Befehl tapestat wird zur Überwachung der Aktivität von Bandlaufwerken verwendet, die mit dem System verbunden sind.
Der erste vom Befehl tapestat erstellte Bericht stellt Statistiken über den Zeitraum seit dem Systemstart bereit, es sei denn, die Option -y wird verwendet, wodurch dieser erste Bericht ausgelassen wird. Jeder der darauf folgenden Berichte bezieht sich auf die Zeit seit dem vorhergehenden Bericht.
Der Parameter Intervall gibt die Zeit in Sekunden zwischen den einzelnen Berichten an. Der Parameter Anzahl kann zusammen mit dem Parameter Intervall angegeben werden. Falls der Parameter Anzahl angegeben ist, bestimmt dieser Wert die Anzahl der Berichte, die im Abstand von Intervall (in Sekunden) erfolgen. Falls der Parameter Intervall ohne den Parameter Anzahl angegeben ist, erzeugt der Befehl tapestat die Berichte fortlaufend.
Der tapestat-Bericht stellt Statistiken für jedes mit dem System verbundene Bandlaufwerk bereit. Die folgenden Daten werden angezeigt:
Es ist möglich, dass ein Prozentwert (lesen, schreiben oder andere) größer als 100 sein kann (der Befehl tapestat zeigt niemals einen Prozentwert größer als 999 an). Wenn das Intervall auf 5 Sekunden festgelegt ist, aber Zurückspulen eines Bandes 40 Sekunden dauert, wird der %0a-Wert als 0 in den Intervallen angezeigt, bevor das Zurückspulen abgeschlossen ist, und nach abgeschlossenem Zurückspulen als etwa 800 Prozent.
Ähnliche Werte werden für %Rd und %Wr beobachtet, wenn ein Bandlaufwerk das Lesen oder Schreiben unterbricht und dann neu startet (das heißt, dass die Datenstromübertragung gestoppt wird). In einem solchen Fall kann es vorkommen, dass die Lese- oder Schreibvorgänge pro Sekunde auf Null fallen und der %Rd/%Wr-Wert höher als 100 sein könnte, wenn das Lesen oder Schreiben fortgesetzt wird (je nachdem, wie lange der Neustart des Lesens oder Schreibens dauert). Dies ist nur dann ein Problem, wenn es häufig vorkommt, da dies zu Bandverschleiß führen kann und sich auf die Datensicherungszeiten auswirkt.
Bei schnellen Bandlaufwerken werden möglicherweise geringe prozentuale Wartezeiten angezeigt. Das weist nicht auf ein Problem mit dem Bandlaufwerk hin. Für ein langsameres Bandlaufwerk (zum Beispiel ein DDS-Laufwerk der älteren Generation) ist die Geschwindigkeit des Bandes (und somit des Bandlaufwerks) viel geringer als die der E/A-Vorgänge im Dateisystem, daher sind die prozentualen Wartezeiten wahrscheinlich höher. Bei schnelleren Bandlaufwerken (zum Beispiel LTO) sind die prozentualen Wartezeiten wahrscheinlich geringer, da ein Programm, das auf das Band schreibt oder vom Band liest, aufgrund des höheren Durchsatzes mehr Dateisystem-E/A-Vorgänge bewältigen kann.
Bandstatistiken werden zwar mittels atomarer Variablen im Kernel implementiert, können aber nicht atomar als Gruppe gelesen werden. Alle statistischen Werte werden aus verschiedenen Dateien unterhalb von /sys gelesen. Deshalb kann es vorkommen, dass E/A-Vorgänge erst beim Lesen der verschiedenen Dateien für das eine Bandlaufwerk abgeschlossen werden. Dies kann zu einer Reihe von Statistiken für ein Gerät führen, die einige Werte enthalten, bevor ein E/A-Vorgang abgeschlossen wurde und einige für danach.
Dieser Befehl rundet Werte ab, wenn die sekundenbezogenen Statistiken ermittelt werden. Falls Sie beispielsweise dd dazu verwenden, ein Band auf ein anderes zu kopieren und tapestat mit einem Intervall von 5 Sekunden ausführen und während des Intervalls 3210 Schreibvorgänge und 3209 Lesevorgänge stattfanden, dann würden 642 Schreibvorgänge pro Sekunde und 641 Lesevorgänge pro Sekunde (641,8 wird dabei auf 641 abgerundet) angezeigt. Wenn es ein zu kopierendes Tar-Archiv (mit einer Blockgröße von 10 kB) wäre, würden Sie auch einen Unterschied von 2 zwischen dem Datendurchsatz (kB_read/s und kB_wrtn/s) erkennen (ein E/A-Vorgang der Größe 10 kB geteilt durch die Intervalldauer von 5 Sekunden). Falls es stattdessen 3210 Schreibvorgänge und 3211 Lesevorgänge gab, würde für beides der gleiche Wert von 642 Vorgängen pro Sekunde angezeigt, aber für den Datendurchsatz würde sich dennoch zwischen den Werten für kB_read/s und kB_wrtn/s eine Differenz von 2kB/s ergeben.
Dieser Befehl arbeitet mit einem Intervall in Sekunden. Allerdings wird intern das Intervall pro Gerät erfasst, was sich möglicherweise auf die sekundenbezogenen Statistiken auswirken kann. Die Zeit, zu der jeder Statistiksatz erfasst wird, wird für diese Statistiken beibehalten. Der Unterschied zwischen der aktuellen und der vorherigen Zeit wird zur Verwendung in Berechnungen in Millisekunden umgewandelt. Wir können uns anschauen, wie sich dies auf die gemeldeten Statistiken auswirken kann, wenn wir zum Beispiel ein Tar-Archiv mit dd zwischen zwei Bandlaufwerken kopieren. Wird von beide Geräten eine Übertragung von 28900 Kilobyte gemeldet und das Lesebandlaufwerk hatte einen Intervall von 5001 Millisekunden und das Schreibbandlaufwerk 5000 Millisekunden, dann würden sich 5778 kB_read/s (gelesene Daten pro Sekunde) und 5780 kB_wrtn/s (geschriebene Daten pro Sekunde) ergeben.
Der Einfluss auf die Ermittlung der Statistiken, während ein E/A-Vorgang abgeschlossen wird, oder durch das Abrunden oder durch geringe Unterschiede in der Intervalldauer, ist minimal in Bezug auf die errechneten Statistiken, ist aber dennoch nicht Null.
Der Befehl tapestat berücksichtigt die folgenden Umgebungsvariablen:
Das /sys-Dateisystem muss eingehängt sein, damit tapestat funktioniert. Es wird mit Kerneln nicht funktionieren, die nicht über Sysfs-Unterstützung verfügen.
Dieser Befehl benötigt einen Kernel der Version 4.2 oder neuer (oder die auf eine frühere Kernelversion zurückportierte Unterstützung für Bandlaufwerk-Statistiken).
Obwohl tapestat Kilobyte (kB), Megabyte (MB) usw. meldet, sind eigentlich Kibibyte (kiB), Mebibyte (MiB) usw. gemeint. Ein Kibibyte ist gleich 1024 Byte und ein Mebibyte ist gleich 1024 Kibibyte.
/sys/class/scsi_tape/st<Zahl>/stats/*
/proc/uptime enthält die Laufzeit des Systems.
Ursprüngliche Revision von Shane M. SEYMOUR (shane.seymour
<at> hpe.com)
Für Sysstat angepasst von Sebastien Godard (sysstat <at>
orange.fr)
https://github.com/sysstat/sysstat
http://pagesperso-orange.fr/sebastien.godard/
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.
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Juni 2020 | Linux |