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random, urandom - Kernel-Geräte zur Erzeugung von Zufallszahlen
#include <linux/random.h>
int ioctl(fd, RNDrequest, param);
Die zeichenorientierten Gerätedateien /dev/random und /dev/urandom (seit Linux 1.3.30 vorhanden) sind eine Schnittstelle zum kernelinternen Zufallszahlengenerator. Die Datei /dev/random hat die Major-Gerätenummer 1 und die Minor-Gerätenummer 8. Die Datei /dev/urandom hat die Major-Gerätenummer 1 und die Minor-Gerätenummer 9.
Der Zufallszahlengenerator sammelt das Umgebungs-»Rauschen« von Gerätetreibern und anderen Quellen in einem Entropie-Pool. Der Generator merkt sich seine Schätzung der Anzahl der Rausch-Bits im Entropie-Pool. Aus diesem Entropie-Pool von Zufallszahlen werden erzeugt.
Linux 3.17 und neuer stellt die einfachere und sichere Schnittstelle getrandom(2) zur Verfügung, die keine besonderen Dateien benötigt; siehe die Handbuchseite von getrandom(2) für Details.
Beim Lesen aus dem Gerät /dev/urandom werden mittels eines Pseudozufallszahlengenerators, dessen Seed aus dem Entropie-Pool stammt, zufällige Bytes zurückgeliefert. Lesevorgänge aus diesem Gerät blockieren nicht (d.h. die CPU kriecht nicht), können aber zu einer merkbaren Verzögerung führen, wenn große Mengen an Daten angefordert werden.
Beim Lesen aus /dev/urandom während der frühen Systemstartphase könnten Daten zurückgeliefert werden, die vor dem Zeitpunkt der Initialisierung des Entropie-Pools stammen. Falls dies für Ihre Anwendung ein Problem sein könnte, verwenden Sie stattdessen getrandom(2) oder /dev/random.
Das Gerät /dev/random ist eine historische Schnittstelle, die zu einem Zeitpunkt entstand, als den kryptographischen Primitiven, die in der Implementierung von /dev/urandom verwendet werden, nicht durchgehend vertraut wurde. Sie liefert nur so viele zufällige Bits zurück, wie schätzungsweise an Bits durch frisches Rauschen in den Entropie-Pool kommen und blockiert, falls notwendig. /dev/random ist für Anwendungen geeignet, die Zufall hoher Güte benötigen und zwischenzeitliche Verzögerungen verkraften können.
Wenn der Entropie-Pool leer ist, werden Lesezugriffe auf /dev/random blockiert, bis weiteres Umgebungsrauschen gesammelt wurde. Wenn open(2) mit dem Schalter O_NONBLOCK für /dev/random aufgerufen wird, werden folgende read(2) nicht blockieren, falls die angeforderte Anzahl an Bytes nicht verfügbar ist. Stattdessen werden die verfügbaren Bytes zurückgeliefert. Falls kein Byte verfügbar ist, wird read(2) -1 zurückliefern und errno auf EAGAIN gesetzt werden.
Der Schalter O_NONBLOCK hat beim Öffnen von /dev/urandom keinen Effekt. Beim Aufruf von read(2) für das Gerät /dev/urandom werden Leseanforderungen von bis zu 256 bytes so viele Bytes wie angefordert zurückliefern und werden nicht durch einen Signal-Handler unterbrochen. Leseanforderungen mit mehr als dieser Anzahl könnten weniger als die angeforderte Anzahl an Bytes zurückliefern oder mit dem Fehler EINTR fehlschlagen, falls sie durch einen Signal-Handler unterbrochen wurden.
Seit Linux 3.16 wird ein read(2) aus /dev/urandom höchstens 32 MB zurückliefern. Ein read(2) aus /dev/random wird höchstens 512 Bytes zurückliefern (340 Bytes unter Linux-Kerneln vor Version 2.6.12).
Durch Schreiben nach /dev/random oder /dev/urandom wird der Entropie-Pool mit den geschriebenen Daten aktualisiert, aber dies führt nicht zu einer höheren Entropie. Das bedeutet, dass dies die Inhalte der von beiden Dateien gelesenen Dateien beeinflusst, aber die Lesevorgänge aus /dev/random nicht beschleunigt.
Die Schnittstelle /dev/random wird als historische Schnittstelle betrachtet und /dev/urandom wird bevorzugt und als ausreichend für alle Anwendungsfälle angesehen. Die einzige Ausnahme sind Anwendungen, die Zufall während der frühen Systemstartphase benötigen. Für diese Anwendungen muss stattdessen getrandom(2) verwandt werden, da es blockiert, bis der Entropie-Pool initialisiert ist.
Es wird empfohlen, eine Seed-Datei über Neustarts des Systems hinweg zu speichern. Dann ist die Ausgabe des Zufallszahlengenerators kryptografisch sicher gegen Angreifer ohne lokalen Root-Zugriff, sobald die Seed-Datei während der Boot-Sequenz neu geladen wird, und völlig ausreichend für Sitzungs-Schlüssel bei Netzwerk-Verschlüsselung. (Alle gängigen Linux-Distributionen haben spätestens seit dem Jahr 2000 die Seed-Datei über Neustarts hinweg gespeichert). Da Lesezugriffe auf /dev/random blockieren können, werden die Nutzer in der Regel sie im nicht blockierenden Modus öffnen (oder für den Lesezugriff eine Zeitschranke setzen) und eine Art von Benachrichtigung des Benutzers realisieren wollen, wenn die gewünschte Entropie nicht sofort verfügbar ist.
Wenn auf Ihrem System /dev/random und /dev/urandom nicht schon vorhanden sind, können sie mit den folgenden Befehlen erzeugt werden:
mknod -m 666 /dev/random c 1 8 mknod -m 666 /dev/urandom c 1 9 chown root:root /dev/random /dev/urandom
Wenn ein Linux-System wenig Benutzerinteraktion während des Systemstarts hat, kann der Entropie-Pool in einem ziemlich vorhersehbaren Zustand sein. Dadurch verringert sich die tatsächliche Höhe des Rauschens im Entropie-Pool unter die Schätzung. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, kann man Informationen über den Entropie-Pool über Stillstandszeiten und Systemstarts hinweg zu übernehmen. Dazu fügen Sie die Zeilen in ein geeignetes Skript ein, das während das des Hochfahrens des Linux-Systems ausgeführt wird:
echo "Initialisierung des Zufallszahlengenerators …" random_seed=/var/run/random-seed # Seed über einen Neustart hinweg sichern # den gesamten Entropie-Pool laden und dann sichern if [ -f $random_seed ]; then
cat $random_seed >/dev/urandom else
touch $random_seed fi chmod 600 $random_seed poolfile=/proc/sys/kernel/random/poolsize [ -r $poolfile ] && bits=$(cat $poolfile) || bits=4096 bytes=$(expr $bits / 8) dd if=/dev/urandom of=$random_seed count=1 bs=$bytes
Fügen Sie ebenfalls in einem passenden Skript, das beim Herunterfahren des Linux-Systems ausgeführt wird, die folgenden Zeilen ein:
# Seed über einen Neustart hinweg sichern # den gesamten Entropie-Pool sichernl echo "Seed wird gesichert …" random_seed=/var/run/random-seed touch $random_seed chmod 600 $random_seed poolfile=/proc/sys/kernel/random/poolsize [ -r $poolfile ] && bits=$(cat $poolfile) || bits=4096 bytes=$(expr $bits / 8) dd if=/dev/urandom of=$random_seed count=1 bs=$bytes
In dem obigen Beispiel nehmen wir Linux 2.6.0 oder neuer an, wobei /proc/sys/kernel/random/poolsize die Größe des Entropie-Pools in Bits zurückliefert (siehe unten).
Die Dateien im Verzeichnis /proc/sys/kernel/random (verfügbar seit 2.3.16) stellen zusätzliche Informationen über das Gerät /dev/random zur Verfügung.
Die folgenden ioctl(2)-Anfragen sind in mit entweder /dev/random oder /dev/urandom verbundenen Datei-Deskriptoren definiert. Alle ausgeführten Anfragen werden mit dem Eingabe-Entropie-Pool wechselwirken und damit auf /dev/random und /dev/urandom auswirken. Die Capability CAP_SYS_ADMIN wird für alle Anfragen außer RNDGETENTCNT benötigt.
struct rand_pool_info {
int entropy_count;
int buf_size;
__u32 buf[0]; };
/dev/random
/dev/urandom
Für einen Überblick und Vergleich über die verschiedenen Schnittstellen, die zum Erlangen von Zufall verwandt werden können, siehe random(7).
Während der frühen Systemstartphase können Lesezugriffe auf /dev/urandom Daten zurückliefern, die vor der Initialisierung des Entropie-Pools erzeugt wurden.
mknod(1), getrandom(2), random(7)
RFC 1750, »Randomness Recommendations for Security«
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Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
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15. September 2017 | Linux |