UTMP(5) | Linux-Programmierhandbuch | UTMP(5) |
utmp, wtmp - Anmeldedatensätze
#include <utmp.h>
Die Datei utmp gibt Auskunft darüber, wer das System im Moment benutzt. Da nicht alle Programme utmp benutzen, kann es jedoch noch mehr Systembenutzer geben.
Warnung: utmp darf nicht allgemein schreibbar sein, weil viele Systemprogramme (törichterweise) von der Korrektheit dieser Datei abhängig sind. Falls Sie utmp für irgendwelche anderen Benutzer als Besitzer und Gruppe schreibbar lassen, riskieren Sie falsche Einträge in Systemprotokolldateien und Änderungen von Systemdateien.
Die Datei besteht aus einer Sequenz von utmp-Strukturen. Die Struktur wird wie folgt in <utmp.h> deklariert. (Beachten Sie, dass dies nur eine von mehreren Definitionen ist, Details hängen von der Version der Libc ab.)
/* nachfolgend die Werte für das Feld ut_type */ #define EMPTY 0 /* Datensatz enthält keine gültigen Daten
(früher unter Linux als UT_UNKNOWN
bekannt) */ #define RUN_LVL 1 /* Wechsel des System-Runlevels (siehe
init(1)) */ #define BOOT_TIME 2 /* Zeitpunkt des Systemstarts (in ut_tv) */ #define NEW_TIME 3 /* Zeit nach Änderung der Systemuhr
(in ut_tv) */ #define OLD_TIME 4 /* Zeit vor Änderung der Systemuhr
(in ut_tv) */ #define INIT_PROCESS 5 /* Prozess von init(1) erzeugt */ #define LOGIN_PROCESS 6 /* Prozessgruppen-Führer für
Benutzer-Anmeldung */ #define USER_PROCESS 7 /* normaler Prozess */ #define DEAD_PROCESS 8 /* beendeter Prozess */ #define ACCOUNTING 9 /* nicht implementiert */ #define UT_LINESIZE 32 #define UT_NAMESIZE 32 #define UT_HOSTSIZE 256 struct exit_status { /* Typ für ut_exit, nachfolgend */
short e_termination; /* Abschluss-Status des Prozesses */
short e_exit; /* Exit-Status des Prozesses */ }; struct utmp {
short ut_type; /* Typ des Datensatzes */
pid_t ut_pid; /* PID des Anmeldeprozesses */
char ut_line[UT_LINESIZE]; /* Gerätename des Terminals -
"/dev/" */
char ut_id[4]; /* Suffix des Terminalnamens,
oder inittab(5)-Kennung */
char ut_user[UT_NAMESIZE]; /* Benutzername */
char ut_host[UT_HOSTSIZE]; /* Rechnername für Anmeldung auf
fernem System oder Kernel-Version
für Runlevel-Nachrichten */
struct exit_status ut_exit; /* Exit-Status eines als
DEAD_PROCESS gekennzeichneten
Prozesses; wird nicht von
Linux-Version von init(1)
verwendet */
/* Die Felder ut_session und ut_tv müssen bei der Kompilierung
für 32 Bit und 64 Bit dieselbe Größe haben. Dadurch können
Datendateien und gemeinsam genutzter Speicher von 32-Bit-
und 64-Bit-Anwendungen gemeinsam verwendet werden. */ #if __WORDSIZE == 64 && defined __WORDSIZE_COMPAT32
int32_t ut_session; /* Session ID (getsid(2)), für
Fensterverwaltung verwendet*/
struct {
int32_t tv_sec; /* Sekunden */
int32_t tv_usec; /* Mikrosekunden */
} ut_tv; /* Zeit-Datensatz wurde
eingetragen */ #else
long ut_session; /* Session ID */
struct timeval ut_tv; /* Zeit-Datensatz wurde
eingetragen */ #endif
int32_t ut_addr_v6[4]; /* Internet-Adresse des fernen
Rechners, IPv4-Adressen nutzen
nur ut_addr_v6[0] */
char __unused[20]; /* für zukünftige Nutzung reserviert */ }; /* Vorkehrungen für Rückwärtskompatibilität */ #define ut_name ut_user #ifndef _NO_UT_TIME #define ut_time ut_tv.tv_sec #endif #define ut_xtime ut_tv.tv_sec #define ut_addr ut_addr_v6[0]
Diese Struktur enthält den Namen der Gerätedatei für das Terminal des Benutzers, seinen Namen bei der Anmeldung und deren Zeitpunkt im Format von time(2). Zeichenketten werden mit einem NULL-Byte ('\0') beendet, wenn sie kürzer als das Feld sind.
Die ersten Einträge erstellt init(1) bei der Verarbeitung von inittab(5). Bevor ein solcher Eintrag verarbeitet wird, räumt init(1) utmp auf, indem bei jedem Eintrag, dessen ut_type nicht DEAD_PROCESS oder RUN_LVL ist und für den kein Prozess mit der PID ut_pid existiert, ut_type auf DEAD_PROCESS gesetzt wird und ut_user, ut_host und ut_time mit NULL-Bytes gefüllt werden. Falls kein leerer Datensatz mit der benötigten ut_id gefunden wird, erstellt init(1) einen neuen. Dabei wird ut_id von der Inittab übernommen, ut_pid und ut_time werden auf die aktuellen Werte und ut_type auf INIT_PROCESS gesetzt.
mingetty(8) (oder agetty(8)) findet den Eintrag mittels der PID, ändert ut_type zu LOGIN_PROCESS, ändert ut_time, setzt ut_line und wartet darauf, dass eine Verbindung hergestellt wird. Nachdem login(1) einen Benutzer authentifizieren konnte, ändert es ut_type zu USER_PROCESS, ändert ut_time und setzt ut_host sowie ut_addr. Abhängig von mingetty(8) (oder agetty(8)) und login(1) könnten Datensätze auch mittels ut_line anstatt der vorzuziehenden ut_pid gefunden werden.
Wenn init(1) feststellt, dass ein Prozess beendet wurde, bestimmt es den entsprechenden Eintrag in utmp mittels ut_pid, setzt ut_type auf DEAD_PROCESS und füllt ut_user, ut_host sowie ut_time mit Null-Bytes.
xterm(1) und andere Terminal-Emulatoren erstellen direkt einen USER_PROCESS-Datensatz und erzeugen die ut_id durch den Suffix des Terminalnamens (die Zeichen, die auf /dev/[pt]ty folgen). Falls sie einen DEAD_PROCESS-Datensatz für diese ID finden, wird er wieder benutzt, ansonsten wird ein neuer Eintrag erstellt. Falls möglich, markieren sie vor Beendigung den Eintrag als DEAD_PROCESS und es wird geraten, dass sie ut_line, ut_time, ut_user und ut_host ebenfalls mit Nullen füllen.
telnetd(8) erzeugt einen LOGIN_PROCESS-Datensatz und lässt login(1) den Rest erledigen. Nachdem die Telnet-Sitzung beendet ist, räumt telnetd(8) utmp in der oben beschriebenen Art und Weise auf.
Die Datei wtmp zeichnet alle An- und Abmeldungen im System auf. Das Format gleicht utmp, mit der Ausnahme, dass ein leerer Benutzername eine Abmeldung vom zugehörigen Terminal anzeigt. Weiterhin bedeutet der Terminalname ~ mit den Benutzernamen shutdown oder reboot ein Herunterfahren bzw. den Neustart des Systems. Außerdem protokolliert das Paar von Terminalnamen |/} die alte/neue Systemzeit, wenn diese durch date(1) geändert wird. wtmp wird durch login(1), init(1) und getty(1) (z.B. mingetty(8) oder agetty(8)) verwaltet. Keines dieser Programme erstellt die Datei. Somit wird durch Löschen der Datei das Aufbewahren der Datensätze deaktiviert.
/var/run/utmp
/var/log/wtmp
POSIX.1 definiert keine utmp-Struktur, sondern eine namens utmpx mit den Spezifikationen der Felder ut_type, ut_pid, ut_line, ut_id, ut_user und ut_tv. Die Länge der Felder ut_line and ut_user wird von POSIX.1 nicht spezifiziert.
Linux definiert die Strukturen utmpx und utmp als identisch.
Die Einträge in Linux-utmp-Dateien sind weder zu v7/BSD noch zu System V konform, sondern eine Mischung aus beiden.
v7/BSD hat weniger Felder, vor allem fehlt ut_type, was native v7/BSD-Programme veranlasst, tote Einträge und Anmeldeeinträge anzuzeigen. Weiterhin gibt es keine Konfigurationsdatei, die jeder Sitzung eine Eintragsnummer zuordnet. Das ist bei BSD der Fall, weil dort das Feld ut_id fehlt.
In Linux (wie auch in System V) wird das ut_id-Feld nicht mehr geändert, nachdem ihm ein Wert zugewiesen wurde. Dadurch wird dieser Slot reserviert, ohne dass eine Konfigurationsdatei erforderlich ist. Das Löschen von ut_id führt zu Race-Conditions und resultiert in beschädigten Einträgen in utmp und potenziellen Sicherheitslücken. Die Semantik von System V erfordert nicht, die oben angegebenen Felder mit NULL-Bytes zu löschen, aber ermöglicht die Nutzung vieler Programme, die die BSD-Semantik verwenden und utmp nicht verändern. Wie oben beschrieben, wendet Linux die BSD-Konventionen für Leitungsnamen an.
In System V gibt es die Felder ut_host und ut_addr_v6 nicht.
Im Gegensatz zu anderen Systemen, in denen die Protokollierung in utmp durch Löschen der Datei abgeschaltet werden kann, muss utmp bei Linux immer vorhanden sein. Wenn Sie who(1) deaktivieren wollen, darf utmp nicht für alle anderen Systembenutzer (world) lesbar sein.
Das Dateiformat ist maschinenabhängig. Es wird daher empfohlen, dass es nur auf der Architektur verarbeitet wird, auf der es erstellt wurde.
Beachten Sie, dass auf biarch-Architekturen, also Systemen, die sowohl 32-Bit- und 64-Bit-Anwendungen ausführen können (x86-64, ppc64, s390x usw.), ut_tv im 32-Bit-Modus und auch im 64-Bit-Modus die gleiche Größe hat. Das gleiche gilt für ut_session und ut_time, wenn Sie vorhanden sind. Dies ermöglicht den gemeinsamen Zugriff von 32-Bit- und 64-Bit-Anwendungen auf Datendateien und gemeinsamen Speicher. Das wird erreicht, indem der Typ von ut_session zu int32_t geändert wird und der von ut_tv zu einer »struct« mit zwei int32_t-Feldern ( tv_sec und tv_usec). Da ut_tv womöglich nicht das Gleiche ist wie ein struct timeval, wird anstelle des Aufrufs
gettimeofday((struct timeval *) &ut.ut_tv, NULL);
die folgende Methode empfohlen, das Feld zu setzen:
struct utmp ut; struct timeval tv; gettimeofday(&tv, NULL); ut.ut_tv.tv_sec = tv.tv_sec; ut.ut_tv.tv_usec = tv.tv_usec;
ac(1), date(1), init(1), last(1), login(1), logname(1), lslogins(1), users(1), utmpdump(1), who(1), getutent(3), getutmp(3), login(3), logout(3), logwtmp(3), updwtmp(3)
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Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Daniel Kobras <kobras@linux.de>, Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> und Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de> erstellt.
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21. Dezember 2020 | Linux |