sysctl - Kernelparameter zur Laufzeit konfigurieren
ÜBERSICHT
sysctl [Optionen]
[Variable[=Wert]] […]
sysctl -p [Datei oder regulärer_Ausdruck]
[…]
sysctl wird dazu verwendet, Kernelparameter zur Laufzeit zu
ändern. Die verfügbaren Parameter sind unter /proc/sys/
aufgelistet. Für die sysctl-Unterstützung in Linux ist
Procfs notwendig. Sie können sysctl sowohl zum Lesen als auch
zum Schreiben von Sysctl-Daten verwenden.
- Variable
- bezeichnet den Namen des Schlüssels, aus dem gelesen werden soll.
Ein Beispiel ist kernel.ostype. Anstelle von ».« wird auch
»/« als Trenner akzeptiert.
- Variable=Wert
- Um einen Schlüssel zu setzen, verwenden Sie die Form
Variable=Wert, wobei die Variable der
Schlüssel ist und Wert der Wert, auf den er gesetzt werden
soll. Wenn der Wert Anführungszeichen oder Zeichen enthält,
die von der Shell ausgewertet werden, müssen Sie den Wert in
doppelte Anführungszeichen (") einschließen.
- -n, --values
- deaktiviert die Ausgabe des Schlüsselnamens, wenn Werte ausgegeben
werden.
- -e, --ignore
- ignoriert Fehlermeldungen über unbekannte Schlüssel.
- -N, --names
- gibt nur die Namen aus. Dies könnte mit Shells nützlich
sein, die über eine programmierbare Vervollständigung
verfügen.
- -q, --quiet
- bewirkt, dass die gesetzten Werte nicht in die Standardausgabe geschrieben
werden.
- -w, --write
- gibt an, dass alle Argumente einen zu setzenden Schlüssel
vorschreiben.
- -p[DATEI],
--load[=DATEI]
- lädt Sysctl-Einstellungen aus der angegebenen Datei oder aus
/etc/sysctl.conf, falls keine Datei angegeben ist. Die Angabe von -
als Dateiname bewirkt, dass die Daten aus der Standardeingabe gelesen
werden. Mit dieser Option sieht sysctl Argumente als Dateien an,
die in der Reihenfolge gelesen werden, in der sie angegeben sind. Das
Datei-Argument kann als regulärer Ausdruck angegeben werden.
- -a, --all
- zeigt alle aktuell verfügbaren Werte an.
- --deprecated
- schließt veraltete Parameter in die Auflistung der Werte mit
--all ein.
- -b, --binary
- gibt Werte ohne Zeilenumbrüche aus.
- --system
- lädt Einstellungen aus allen systemweiten Konfigurationsdateien.
Die Dateien werden aus den Verzeichnissen in der folgenden Liste in der
angegebenen Reihenfolge von oben nach unten gelesen. Sobald eine Datei
eines angegebenen Namens geladen ist, werden jegliche Dateien gleichen
Namens in darauf folgenden Verzeichnissen ignoriert.
/etc/sysctl.d/*.conf
/run/sysctl.d/*.conf
/usr/local/lib/sysctl.d/*.conf
/usr/lib/sysctl.d/*.conf
/lib/sysctl.d/*.conf
/etc/sysctl.conf
- -r, --pattern
Muster
- wendet nur Einstellungen an, die dem angegebenen Muster
entsprechen. Das Muster kann ein erweiterter regulärer
Ausdruck sein.
- -A
- Alias für -a
- -d
- Alias für -h
- -f
- Alias für -p
- -X
- Alias für -a
- -o
- bewirkt nichts; ist nur zwecks BSD-Kompatibilität vorhanden.
- -x
- bewirkt nichts; ist nur zwecks BSD-Kompatibilität vorhanden.
- -h, --help
- zeigt einen Hilfetext an und beendet das Programm.
- -V, --version
- zeigt Versionsinformationen an und beendet das Programm.
/sbin/sysctl -a
/sbin/sysctl -n kernel.hostname
/sbin/sysctl -w kernel.domainname="example.com"
/sbin/sysctl -p/etc/sysctl.conf
/sbin/sysctl -a --pattern forward
/sbin/sysctl -a --pattern forward$
/sbin/sysctl -a --pattern 'net.ipv4.conf.(eth|wlan)0.arp'
/sbin/sysctl --system --pattern 'net.ipv6'
Die Parameter base_reachable_time und retrans_time
sind veraltet. Der Befehl sysctl erlaubt keine Änderungen der
Werte dieser Parameter. Benutzer, die nach wie vor veraltete
Kernel-Schnittstellen verwenden, sollten die Werte auf anderen Wegen in das
/proc-Dateisystem befördern. Zum Beispiel:
echo 256 >
/proc/sys/net/ipv6/neigh/eth0/base_reachable_time
/proc/sys
/etc/sysctl.d/*.conf
/run/sysctl.d/*.conf
/usr/local/lib/sysctl.d/*.conf
/usr/lib/sysctl.d/*.conf
/lib/sysctl.d/*.conf
/etc/sysctl.conf