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init, telinit - Initialisierung der Prozesssteuerung
/sbin/init [ -a ] [ -s ] [ -b ] [
-z xxx ] [ 0123456Ss ]
/sbin/init [ --version ]
/sbin/telinit [ -t SEKUNDEN ] [ 0123456sSQqabcUu ]
/sbin/telinit [ -e VAR[=WERT] ]
init ist der Elternprozess aller Prozesse. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Prozesse aus einem Skript in der Datei /etc/inittab zu erzeugen (siehe auch inittab(5)). Diese Datei hat normalerweise Einträge, die init dazu veranlassen auf jeder Leitung gettys zu erzeugen, auf der sich ein Benutzer einloggen kann. Er steuert auch alle unabhängigen Prozesse, die von einem bestimmten System benötigt werden.
Ein Runlevel ist eine Software-Konfiguration des Systems, der es nur einer ausgewählten Gruppe von Prozessen erlaubt, ausgeführt zu werden. Die Prozesse, die von init für jeden dieser Runlevel erzeugt werden, sind in der Datei /etc/inittab definiert. Init kann in einem von acht Runleveln sein: 0-6 und S (auch s). Init wechselt den Runlevel, wenn ein privilegierter Benutzer das Programm /sbin/telinit startet, das init passende Signale sendet, die ihm mitteilen, in welchen Runlevel es wechseln soll.
Die Runlevel S, 0, 1 und 6 sind reserviert. Der Runlevel S wird benutzt, um das System beim Start zu initialisieren. Wenn Runlevel S (beim Start) oder Runlevel 1 (umschalten von einem Mehrbenutzer-Runlevel) gestartet wird, wechselt das System in den »Einzelbenutzermodus«, nach dem der aktuelle Runlevel S ist. Runlevel 0 wird benutzt, um das System zu stoppen, Runlevel 6 startet das System neu.
Nach dem Starten durch S tritt das System automatisch in die Mehrbenutzer-Runlevel 2 bis 5 ein, falls es dort kein Problem gibt, das vom Administrator im Einzelbenutzermodus behoben werden muss. Normalerweise führt der Administrator nach Eintreten in den Einzelbenutzermodus Wartungsarbeiten durch und startet dann das System neu.
Lesen Sie die Handbuchseiten von shutdown(8) und inittab(5), um weitere Informationen zu erhalten.
Die Runlevel 7-9 sind ebenfalls gültig, wenngleich nicht wirklich dokumentiert. Dies ist deshalb so, weil »traditionelle« Unix-Varianten sie nicht benutzen.
Die Runlevel S und s sind identisch. Intern sind sie Aliase für den gleichen Runlevel.
Nachdem init im letzten Schritt des Startprozesses aufgerufen wird, sucht es nach der Datei /etc/inittab und sieht nach, ob es dort einen initdefault-Eintrag gibt (siehe inittab(5)). Der Eintrag initdefault bestimmt den Anfangs-Runlevel des Systems. Falls es dort keinen derartigen Eintrag gibt (oder gar keine Datei /etc/inittab existiert), muss der Runlevel in der Systemkonsole eingegeben werden.
Die Runlevel S oder s initialisieren das System und benötigen keine /etc/inittab-Datei.
Im Einzelbenutzermodus wird /sbin/sulogin auf /dev/console aufgerufen.
Beim Eintritt in den Einzelbenutzermodus initialisiert init die stty-Einstellungen der Konsolen auf vernünftige Werte. Der »Clocal«-Modus wird gesetzt. Hardware-Geschwindigkeit und Datenflusssteuerung werden nicht geändert.
Beim ersten Eintritt in den Mehrbenutzermodus führt init die boot- und bootwait-Einträge aus, um das Einhängen von Dateisystemen zu erlauben, bevor Anwender sich anmelden können. Dann werden alle Einträge, die zum Runlevel passen, verarbeitet.
Wenn ein neuer Prozess gestartet wird, prüft init zuerst, ob die Datei /etc/initscript existiert. Ist dies der Fall, benutzt es dieses Skript, um den Prozess zu starten.
Jedesmal, wenn ein Kindprozess endet, zeichnet init diesen Umstand und den Grund der Beendigung in /var/run/utmp und /var/log/wtmp auf, sofern diese Dateien existieren.
Nachdem alle vorgesehenen Prozesse erzeugt worden sind, wartet init darauf, dass ein untergeordneter Prozess endet, ein Stromausfallsignal oder darauf, dass telinit einen Wechsel des Runlevels signalisiert. Wenn eine der drei oben genannten Bedingungen erfüllt ist, untersucht init nochmals die /etc/inittab-Datei. Es können jederzeit neue Einträge zu dieser Datei hinzugefügt werden. Jedoch wartet init immer noch darauf, dass einer der drei oben genannten Bedingungen eintritt. Um eine sofortige Antwort bereitzustellen, können die Befehle telinit Q oder q init aufwecken, um die Datei /etc/inittab erneut zu prüfen (neu zu laden).
Falls init sich nicht im Einzelbenutzermodus befindet, und ein Stromausfallsignal (SIGPWR) empfängt, liest es die Datei /etc/powerstatus. Anschließend wird ein Befehl anhand des Inhalts der Datei gestartet:
Wenn /etc/powerstatus nicht existiert oder etwas anderes enthält als die Buchstaben F, O oder L, wird init sich so verhalten, als hätte es den Buchstaben F gelesen.
Die Verwendung von SIGPWR und /etc/powerstatus werden nicht empfohlen. Wenn etwas mit init interagieren möchte, sollte der Steuerkanal /run/initctl verwendet werden - lesen Sie die Handbuchseite von initctl(5), um weitere Dokumentation darüber zu erhalten.
Falls init die Aufforderung zum Wechsel des Runlevels erhält, sendet es das Warnsignal SIGTERM an alle nicht im neuen Runlevel definierten Prozesse. Dann wartet es drei Sekunden bevor es diese Prozesse gewaltsam per Signal SIGKILL beendet. Beachten Sie, dass init davon ausgeht, dass diese Prozesse (und ihre Unterprozesse) in der gleichen Prozessgruppe verbleiben, die init ursprünglich für sie erstellt hatte. Wenn Prozesse ihre Gruppenzugehörigkeit andern, werden Sie diese Signale nicht empfangen. Solche Prozesse müssen separat beendet werden.
/sbin/telinit ist mit /sbin/init verknüpft. Es empfängt Argumente aus einem Buchstaben oder init-Signale, um die zugehörige Aktion durchzuführen. Die folgenden Argumente dienen als Anweisungen für telinit:
telinit kann dem init-Prozess mitteilen, wie viel Zeit dieser zwischen dem Senden der Signale SIGTERM und SIGKILL warten soll. Die Vorgabe ist drei Sekunden, dies kann aber durch die Option -t geändert werden.
telinit -e weist init an, die Umgebung für Prozesse zu ändern, die es erzeugt. Das Argument von -e ist entweder in der Form VAR=WERT, was die Variable VAR auf den Wert WERT setzt oder in der FormVAR (ohne Gleichheitszeichen), was die Variable VAR leert.
init kann nur von Benutzern mit geeigneten Rechten aufgerufen werden.
Das Programm init prüft durch Auswerten der Prozesskennung, ob es init oder telinit ist. Der echte Prozess von init ist immer 1. Daraus folgt, dass jemand anstelle des Aufrufs telinit auch nur init als Abkürzung benutzen kann.
Init setzt folgende Umgebungsvariablen für alle seine Kindprozesse:
Es ist möglich, init eine Reihe von Bootschaltern vom Bootmonitor aus (z.B. LILO oder GRUB) zu übergeben. init akzeptiert folgende Schalter:
init lauscht auf einem fifo in /dev, /run/initctl, auf Nachrichten. telinit benutzt diesen, um mit init zu kommunizieren. Die Schnittstelle ist noch nicht sehr ausführlich dokumentiert oder fertiggestellt. Wer interessiert ist, sollte die Datei initreq.h im Unterverzeichnis des init-Quellcode-Tar-Archives studieren.
Init reagiert auf mehrere Signale:
init ist kompatibel zu System-V-Init. Es arbeitet eng mit den Skripten in den Verzeichnissen /etc/init.d und /etc/rc{runlevel}.d zusammen.Falls Ihr System diesem Grundsatz folgt, sollte sich in diesem Verzeichnis eine README-Datei befinden, die erklärt wie diese Skripte funktionieren.
/etc/inittab /etc/initscript /dev/console /var/run/utmp /var/log/wtmp /run/initctl
init geht davon aus, dass alle Prozesse und Kindprozesse in der selben Prozessgruppe verbleiben, die ursprünglich für sie eingerichtet wurde. Falls einer dieser Prozesse die Gruppe wechselt, kann init ihn nicht mehr beenden und es kann passieren, dass Sie in einem Zustand landen, in dem zwei Prozesse von einer Terminalzeile Befehle einlesen wollen.
Auf einem Debian-System veranlasst das Eintreten in Runlevel 1, dass alle Prozesse mit Ausnahme von Kernel-Threads und dem Skript, das das Beenden erledigt und andere Prozesse in deren Sitzung, beendet werden. Als Konsequenz davon ist es nicht sicher, von von Runlevel 1 zu einem Mehrbenutzer-Runlevel zurückzukehren: Daemons, die in Runlevel S gestartet wurden und für normale Operationen benötigt werden, laufen nicht länger. Das System sollte neu gestartet werden.
Wenn init herausfindet, dass es kontinuierlich einen Eintrag öfter als zehn mal in zwei Minuten neu erzeugt, wird es annehmen, dass ein Fehler in der Befehlszeile vorliegt, eine Fehlermeldung auf der Befehlszeile erzeugen und sich weigern, den Eintrag auszuführen, bis fünf Minuten vergangen sind oder es ein Signal empfängt. Dieses verhindert, dass Systemressourcen verschwendet werden, wenn jemandem ein Tippfehler in /etc/inittab unterläuft oder das zum Eintrag gehörende Programm gelöscht wird.
Miquel van Smoorenburg , ursprüngliche Handbuchseite von Michael Haardt.
getty(1), login(1), sh(1), runlevel(8), shutdown(8), kill(1), initctl(5), inittab(5), initscript(5), utmp(5)
29. Juli 2004 | sysvinit |