wine - Windows-Programme auf Unix-Systemen ausführen
ÜBERSICHT
wine Programm [Argumente]
wine --help
wine --version
Für das Übergeben von Kommandos an Windows-Programme
siehe den Abschnitt PROGRAMM/ARGUMENTE in dieser Manpage.
wine lädt und führt ein Windows-Programm aus.
Dieses Programm kann ein beliebiges DOS/Win3.1/Win32-Programm sein; es wird
nur die x86-Architektur unterstützt.
Um wine zu debuggen, nutzen Sie anstelledessen das Kommando
winedbg.
Um rein kommandozeilenbasierte Programme auszuführen,
nutzen Sie wineconsole anstelle von wine. Wenn Sie nicht
wineconsole für CLI-Programme nutzen, kann dies dazu
führen, dass das Programm nicht korrekt ausgeführt werden
kann.
Wenn wine nur mit --help oder --version als Argument
aufgerufen wird, wird wine nur einen kleinen Hilfetext oder die
Version ausgeben und sich beenden.
Der Programmname kann auf DOS-Art (C:\\WINDOWS\\SOL.EXE)
oder auf UNIX-Art angegeben werden (/msdos/windows/sol.exe). Sie
können Argumente an die Windows-Anwendung übergeben, indem Sie
sie einfach an den wine-Befehl anhängen (z. B.: wine notepad
C:\\TEMP\\README.TXT). Sie müssen unter Umständen
Sonderzeichen und/oder Leerzeichen mit '\' maskieren, wenn Sie wine
über die Kommandokonsole aufrufen, z.B.
wine C:\\Program\ Files\\MyPrg\\test.exe
wine leitet die Umgebungsvariablen der Shell, in der es
gestartet wurde, an die Windows-Applikation weiter. Um eine für Ihre
Applikation nötige Variable zugänglich zu machen, folgen Sie
der Anleitung Ihrer Shell zu Umgebungsvariablen.
- WINEPREFIX
- Wenn gesetzt, wird dieser Ordner als Speicherort für die
Konfigurationsdateien von wine genutzt. Die Standardeinstellung ist
$HOME/.wine. Dieser Ordner wird auch für den UNIX-Socket zur
Kommunikation mit wineserver. genutzt. Alle wine -Prozesse,
die den gleichen wineserver nutzen (z.B. Prozesse desselben
Nutzers) teilen sich bestimmte Objekte wie die Registry, Arbeitsspeicher
und die Konfigurationsdateien. Mit dem Setzen von WINEPREFIX beim
Starten verschiedener wine -Prozesse ist es möglich, eine
Anzahl vollkommen unabhängiger wine -Prozesse zu
starten.
- WINESERVER
- Gibt den Ort der wineserver -Anwendung an. Wenn diese Variable
nicht gesetzt ist, sucht wine in $PATH und anderen Orten nach
wineserver.
- WINELOADER
- Gibt den Ort der wine -Anwendung an, die genutzt wird, um
Windows-Programme zu laden. Wenn diese Variable nicht gesetzt ist, wird in
$PATH und anderen Orten nach wine gesucht.
- WINEDEBUG
- Wählt die Stufe der Debug-Meldungen aus. Die Variable hat das
Format
[Klasse][+/-]Kanal[,[Klasse2][+/-]Kanal2].
Klasse ist optional und kann z.B. folgende Werte annehmen:
err, warn, fixme, oder trace. Wenn class
nicht angegeben ist, werden alle Debugmeldungen dieses Kanals ausgegeben.
Jeder Kanal gibt Meldungen einer bestimmten wine. -Komponente aus.
Das folgende Zeichen kann entweder + oder - sein, je nachdem ob der Kanal
ein- oder ausgeschaltet werden soll. Wenn keine Klasse angegeben ist,
kann das führende + weggelassen werden. In WINEDEBUG sind keine
Leerzeichen erlaubt.
Beispiele:
- WINEDEBUG=warn+all
- zeigt alle Nachrichten der Kategorie "warning" an (empfohlen zum
Debuggen).
- WINEDEBUG=warn+dll,+heap
- schaltet alle DLL-Meldungen der Kategorie "warning" sowie
jegliche Heap-Meldungen an.
- WINEDEBUG=fixme-all,warn+cursor,+relay
- schaltet alle FIXME-Nachrichten ab, Zeigernachrichten der Kategorie
"warning" an und schaltet alle Relay-Meldungen (API-Aufrufe) an.
- WINEDEBUG=relay
- schaltet alle Relay-Nachrichten an. Für mehr Kontrolle über
die im Relaytrace angezeigten DLLs und Funktionen siehe den
[Debug]-Abschnitt der Wine-Konfigurationsdatei.
Für mehr Informationen zu den Debug-Meldungen siehe den
Abschnitt Running Wine im Wine-Benutzerhandbuch.
- WINEDLLPATH
- Gibt den Pfad/die Pfade an, in denen wine nach eigenen DLLs und
Winelib-Anwendungen sucht. Die Einträge der Liste werden mit einem
":" getrennt.
- WINEDLLOVERRIDES
- Definiert die Bibliotheksüberschreibung und Ladereihenfolge der
DLLs, die beim Laden jeder DLL berücksichtigt wird. Derzeit gibt es
zwei Typen von DLLs, die in den Speicher eines Prozesses geladen werden
können: Native Windows-DLLs (native), und wine
-interne DLLs (builtin). Der Typ kann mit dem ersten Buchstaben
abgekürzt werden (n, b). Jede Anweisungssequenz muss
mit einem Komma abgeschlossen werden.
Jede DLL kann ihre eigene Ladereihenfolge besitzen. Die
Ladereihenfolge bestimmt, welche DLL-Version als erste geladen werden soll.
Wenn die erste versagt, ist die nächste an der Reihe und so weiter.
Viele DLLs mit derselben Reihenfolge können durch Kommata getrennt
werden. Es ist auch möglich, mit dem Semikolon verschiedene
Reihenfolgen für verschiedene DLLs festzulegen.
Die Ladereihenfolge für eine 16bit-DLL wird immer durch die
Reihenfolge der 32bit-DLL bestimmt, die sie enthält. Diese 32bit-DLL
kann durch Ansehen des symbolischen Links der 16bit .dll.so-Datei gefunden
werden. Wenn zum Beispiel ole32.dll als "builtin" eingestellt ist,
wird storage.dll ebenfalls als "builtin" geladen, da die 32bit-DLL
ole32.dll die 16bit-DLL storage.dll enthält.
Beispiele:
- WINEDLLOVERRIDES="comdlg32,shell32=n,b"
-
Versuche, die DLLs comdlg32 und shell32 als native Windows-DLLs zu laden;
wenn dies fehlschlägt, soll Wine die mitgebrachte Version
benutzen.
- WINEDLLOVERRIDES="comdlg32,shell32=n;c:\\foo\\bar\\baz=b"
-
Versuche, die DLLs comdlg32 und shell32 als native Windows-DLLs zu laden.
Weiterhin, wenn eine Anwendung versucht, die DLL c:\foo\bar\baz.dll zu
laden, soll wine die eingebaute DLL baz verwenden.
- WINEDLLOVERRIDES="comdlg32=b,n;shell32=b;comctl32=n"
-
Versuche, die mitgebrachte comdlg32-Bibliothek zu laden; wenn dies
fehlschlägt soll Wine die native comdlg32-DLL nutzen. Bei shell32
soll immer die mitgebrachte Version verwendet werden; bei comctl32 immer
die native.
- DISPLAY
- Gibt das zu nutzende X11-Display an.
- OSS sound driver configuration
variables
- AUDIODEV
- Gerät für Audio-Ein-/Ausgabe festlegen. Standard:
/dev/dsp.
- MIXERDEV
- Audiomixer-Gerät festlegen. Standard: /dev/mixer.
- MIDIDEV
- MIDI-Sequencergerät festlegen. Standard:
/dev/sequencer.
- wine
- Der wine -Programmstarter
- wineconsole
- Der wine -Programmstarter für Konsolenapplikationen
(CLI)
- wineserver
- Der wine -Server
- winedbg
- Der wine -Debugger
- $WINEPREFIX/dosdevices
- Dieser Ordner enthält die DOS-Gerätezuweisungen. Jede Datei
in diesem Ordner ist ein Symlink auf die Unix-Gerätedatei, die
dieses Gerät bereitstellt. Wenn zum Beispiel COM1 /dev/ttyS0
repräsentieren soll, wird der Symlink $WINEPREFIX/dosdevices/com1
-> /dev/ttyS0 benötigt.
DOS-Laufwerke werden auch mit Symlinks angegeben. Wenn z.B. das Laufwerk D:
dem CD-ROM-Laufwerk entsprechen soll, das auf /mnt/cdrom eingebunden ist,
wird der Link $WINEPREFIX/dosdevices/d: -> /mnt/cdrom benötigt.
Es kann auch die Unix-Gerätedatei angegeben werden; der einzige
Unterschied ist der "::" anstelle dem einfachen ":" im
Namen: $WINEPREFIX/dosdevices/d:: -> /dev/hdc.
wine ist dank der Arbeit vieler Entwickler
verfügbar. Für eine Liste siehe die Datei AUTHORS im
obersten Ordner der Quellcodedistribution.
wine kann unter den Bedingungen der LGPL genutzt werden;
für eine Kopie der Lizenz siehe die Datei COPYING.LIB im
obersten Ordner der Quellcodedistribution.
Statusberichte für viele Anwendungen sind unter
https://appdb.winehq.org
verfügbar. Bitte fügen Sie Anwendungen, die Sie mit Wine
nutzen, der
Liste hinzu, sofern noch kein Eintrag existiert.
Fehler können unter https://bugs.winehq.org gemeldet
werden.